IMHO :-)  

Koma durch Fernsehentzug

Betroffenheit in Hannover: In einer Wohnung im Stephansviertel vegetierte ein kleines Baby wochenlang ohne mediale Grundversorgung

Hannover am Tage nach der traurigen Entdeckung. Noch scheint die Bevölkerung unter Schock zu stehen. Passanten hasten mit schamvoll gesenkten Köpfen vorbei. Niemand ist zunächst bereit, dem IMHO-Korrespondenten Auskunft zu erteilen. Erst auf hartnäckiges Befragen eines Hausmeisters, einer Nachbarin und der Blumenfrau an der Ecke (Was für'n ausgeleiertes Stereotyp... - die HTML-Programmiererin) erschließt sich die ganze schreckliche Wahrheit.

Offenbar schon seit Monaten liegt hier nachts ein kleines Baby in einem Zimmer ohne Fernseher, Computer, Radio-Recorder oder anderem notwendigen Medien-Gerät. Nicht einmal ein elektronischer Plasto-Sleeper summt sein hübsches Lalala.

Dann in der Nacht zum 2.Dezember geschieht es: Nachdem die Eltern Petra Bolschwen, 32, und Bernd Bolschwen-Carius, 35, beide von Beruf Sozialpädagogen*, ihren kleinen Kevin zu Bett gebracht haben, spielen sie im Wohnzimmer seelenruhig eine Partie Domino.

Von ihnen unbemerkt geht etwa eine halbe Stunde später die Batterie des kleinen Uhren-Teddys, der neben Kevins Bettchen hängt, zuende. Das Ticken wird langsamer und verlischt schließlich. Und so wird die Stille, die aus dieser Wohnung hinausdringt, derartig unerträglich, daß endlich ein Nachbar zu handeln beginnt!

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Zunächst handelt er mit Zitronen, dann mit allerlei anderen Südfrüchten und gebrauchten Platinen; doch alle seine Versuche, das Handelsembargo zu umgehen, scheitern! Davon aber später mehr.

Die schleunigst informierte Polizei will die Wohnung nur geschützt durch einen Walkman betreten. Doch ein Walkman ist nicht zur Hand. Wertvolle Zeit verstreicht. Die uninformierte uniformierte Feuerwehr erscheint noch nicht einmal am Ort des Geschehens. Erst ein mutiger junger Mann vom tschechischen Hilfswerk wagt es, ohne Stilleschutz in die Wohnung einzudringen.

Vom weiteren Verlauf der Rettungsaktion existiert ein Amateurvideo (siehe hier). Als der sichtliche Helfer des THW erschöpft das Kind in Sicherheit bringt, steht ihm die Anstrengung der letzten Monate ins Gesicht geschrieben: "Es war furchtbar! In der ganzen Wohnung kein einziger Fernseher! Nicht einmal eine Mikrowellengrill. Überhaupt kein Monitor! Überall nur diese Stille! Es war grauenhaft. Und dieses arme unschuldige Ding, es zappelte nicht. Völlig hyperinaktiv, ganz ohne vegetative Strömungen lag es einfach nur so da! Es lag in seinem Bettchen und schlief! Was müssen das für Eltern sein, die... die..", an dieser Stelle kann er nicht mehr weitersprechen und kämpft mühsam mit den Tränen.

Und auch unser Redakteur kann an dieser Stelle nicht mehr weiterschreiben und kämpft mühsam mit der Tastatur.

*Name und Beruf von der Redaktion geändert

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