IMHO :-)  

Dich oder dir?

Wettkampfreporter Enrico Scottini über die Endausscheidung der achten Deutschen Meisterschaft im Scrabblebeleidigen

Das üppige Büffet im sogenann-
ten "Venedig-Zimmer", dem größ-
ten Tagungsraum des Kölner
Sheraton-Hotels, lockte mit islän-
dischen Papaya und holländischen
Tomaten, und dem Anlaß entspre-
chend verströmte eine große rote
Frucht des nigerianischen Intrigan-
ten-Baumes ihren fauligen Geruch.

Doch keiner der Kämpfer um
den goldenen Blankostein, der
Trophäe der Scabble-Insulter (Krit-
zelbeleidiger), hatte einen Blick für
diese Köstlichkeiten. Sie alle repe-

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tierten noch einmal in Gedanken
die besten Strategien und den er-
folgreichsten Umgang mit doppel-
tem Wortwert oder dem ungelieb-
ten Q10. Und jeder von ihnen hätte
im Schlaf herbeten können, daß
ein geschickt auf A3 senkrecht
plazierter "Psychokrüppel" 450
Punkte bringt.

Einige der Teilnehmer versuch-
ten ihre Kontrahenten zu Beleidi-
gungen zu provozieren, um so
möglicherweise einen Einblick in
vorbereitete Spielzüge zu erhalten.

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Dabei griffen sie zu Knietritten und
Boxhieben und machten selbst vor
der Ausbringung des Nervengases
Sarin nicht halt. Erst als einer der
Spieler begann, die neue CD von
Dieter Bohlen abzuspielen, griffen
die Wortwarte ein, da dieses Ver-
halten nicht vom Unfairnessgebot
des Reglements gedeckt ist.

Der Vorjahressieger Diether
Zellulitis, lange Zeit als Favorit
gehandelt, erschien wieder mit
seinem Markenzeichen, dem
Staniolpapierhut, der ihn vor
telepathischen Angiffen seiner
Gegner schützen soll. Vor Beginn
des Wettkampfes ließ er das
"Venedig-Zimmer" von seinen
Helfern nach versteckten Sendern,
Röntgengeräten und elektroni-
schen Beschwichtigern absuchen.

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Nichts sollte ihn im entscheidenden Moment von der richtigen Beleidigung abhalten.

siegstellung

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Doch dann zeigte sich, daß
Zellulitis im Endspiel dem als En-
fant Terrible der Insulter geltenden
Bernd Breitmaul nicht gewachsen
war. Mit einem scheinbar schlecht
gewählten "Hanswurst" auf dem
A-Brett provozierte der Bremer
Breitmaul Zellulitis zu einem unvor-
sichtigen "Fick dir ins Knie", zumal
der Celler Zellulitis nur die gefürch-
tete monovokale Kombination auf
der Bank hatte. Wertvolle Zeit ver-
rann, und kleine Schweißperlen
bildeten sich unter seinem Staniol-
hut, als Zellulitis erkannte, daß er in
eine klug vorbereitete Falle ge-
tappt war; denn es gelang ihm
nicht, die Doppelkreuze Fick/dir
und ins/Knie zu verbinden.

Auf dem B-Brett des Bremers
bahnte sich derweil die Entschei-

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dung an, da Breitmaul seinen
Arsch mit dem Tiger verbunden
hatte, indem er zwischen beiden
zunächst einen Bart einfügte. Aus
dieser Kombination sproß eine
deftige Schimpfkanonade, und
Breitmauls Wortwertwart meldete
außerdem ein semantisches Foul
des Cellers an. "Fick dich" müsse
es richtig heißen, reklamierte er -
ein Einwand der nicht nur die
Wortwarte verblüffte.

Selbst als Breitmaul mit einem
überraschenden "Bank-Empty"
bereits das Spiel für sich entschie-
den hatte, grübelten die Zuschauer
noch immer, ob den anatomischen
Gegebenheiten des Knies im Zu-
sammenhang mit einem Selbst-
begattungsversuch eher der Dativ
oder der Akkusativ entspräche.

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Diese Frage konnte leider auch nicht
in dem dem Wettkampf folgenden
Interview mit Bernd Breitmaul
geklärt werden.

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