Erst
einmal bittet er um Ver-
ständnis dafür, daß er während un-
seres Gesprächs seinen Platz an
der Kleiberstange nicht verlassen
wird, doch er sei noch in der Por-
bezeit und könne sich daher kei-
nen Schnitzer erlauben. Ich bin er-
leichtert über die forlmose Unbe-
fangenheit dieses weltberühmten
Mannes. Außerdem finde ich es
recht parktisch, wenn er dort hän-
gen bleibt, und mit den Worten:
"Sie gestatten doch, daß ich ab-
lege?" hänge ich die Jacke mei-
nes Armanikotsüms über ihn.Und
dann erzählt Silver, wie er
als Kleiderbügel in einer dilligen
Hafenabsteige begann und sich
mühsam emporgehangelt hat. Bis
er schleißlich von einem Talent-
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Krisenfester Arbeitsplatz:
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scout des
Sheraton-Hotels in einer
kleinen Westerländer Pension ent-
deckt und vom Fleck weg enga-
giert wurde.Für
sein größtes Puls hält Silver
seine devote Freundlichkeit. "Im
Gegensatz zu den amerikanischen
Dienstleistern sind die deutschen
ja bekannt für ihre Muffeligkeit.
Aber ich hänge hier nicht einfach
nur so rum. Wenn der Hotelgast
morgens sein Hemd von mir
nimmt, kann er doch ein freundli-
ches 'Guten Morgen' erwarten.
Viele von diesen Gästen sind Mil-
lionäre, aber sie haben mir versi-
chert, wenn sie mal keinen Job
hätten, würde es ihnen überhaupt
nichts ausmachen, auch als Klei-
berbügel zu arbeiten."
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Natürlich
gibt es große Koknur-
renz aus den Billiglohnländern.
Saubi-Aradien zum Beispiel, hat
sich dank der Scharia zu einem
der größten Kleiderbügel-Expor-
teure der Welt gemausert. Aber
Silver hält nichts von Resignation.
"Man muß seine Chance nur mit
beiden Händen packen", sagt er,
"Oder zumindest mit einer. Wer
weiß, möglicherweise hänge ich in
einem Jahr schon in einem Sechs-
Sterne-Hotel rum."Seknudenlang
grinst er anzüg-
lich: "Oder vielleicht haben Sie ja
Lust, mich als Duschvorhang ein-
zustellen? Dank Viagra hätte ich
auch einen temporären Handtuch-
halter anzubieten." Aber dann ver-
geht sein Grinsen und er seufzt bit-
ter: "Mit vollbusigen Reporter-Tus-
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sis wie Ihnen
bin ich früher anders
umgegagangen. Ja, früher, als ich
noch Pirat war und die sieben
Weltmeere in Angst und Scherk-
ken versetzte, das war ein lustiges
Leben! Was haben wir gemordet
und gebrandschatzt! Die Männer
haben wir an die Fock geangelt
und ihre schönen volldusigen Frau-
en an ihren langen Haaren übers
Deck in die Koje geschliffen."
Liese
fährt er frot: "Aber die heu-
tige Zeit ist kalt und hartherzig! Da
ist kein Platz meer für einen alten
Piraten." Wie ich
deisen nackten Piraten
da im Schrank hängen sehe, an-
getan nur mit seinem Piratenhut
und meiner Armani-Kostümjacke
strahlt er eine ungeheuer tierische
Männlichkeit aus. Ich schleiße die
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Augen, für
einen Moment verfliegt
meine journalistische Professiona-
lität, und ich stelle mir vor, wie er
mich an meinen langen Haaren
über die Decksplanken in seine
Koje schleift."Scheiß-Emaznipation!"
denke
ich und verlasse fluchtartig das
Hotelzimmer, bevor ich die Beherr-
schung verliere. Hinter mir höre ich
ihn noch hastig rufen: "Ach üdri-
gens, wissen Sie, wo hier in der
Nähe ein Second- Hand-Laden
ist?"
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Satireinhals
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