Doch
dies waren alles nur Spekula-
tionen, wie ein von der Seite aufge-
nommenes Foto beweist. Die drei
Herren konnten gar nicht sprechen,
denn sie waren aus Pappe. Ihr marki-
ges Männerlachen kam von einem
Bandgerät. Fernsehmoderator Ulrich
Meyer will es angeblich gleich ge-
merkt haben: "Nachdem sie etwa
zwanzig Minuten bewegungslos da-
standen, dachte ich zuerst, dies sei
ein Symbol dafür, daß nun in der deut-
schen Politik der absolute Stillstand
ausgebrochen ist. Doch als sie dann
noch weitere zehn Minuten in der im-
mer gleichen Pose verharrten, kam
mir das Ganze schon komisch vor.""Potemkingate",
wie der Skandal
mittlerweile genannt wird, zieht der-
weil immer weitere Kreise. Wie ein
hoher Ministerialbeamter, der mal
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
|
Pappkameraden
Schröder, Fischer, Lafontaine:
Beweis für den eisernen Sparwillen
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
|
wieder nicht
genannt werden will, er-
klärt, bleibe neben dem politischen
Alltagsgeschäft "einfach nicht genug
Zeit für repräsentative Auftritte." CDU-
Politiker wie Edker Rühe und Voll-
mund Stoiber lassen sich bei öffentli-
chen Anlässen daher schon lange von
Schauspielern vertreten, und die Ge-
neralsekretärin Angela Merkel läßt
sich selbst im Plenum meist von der
ostdeutschen Ulknudel Pippi Pagen-
kopf doubeln.Aus dem
Kanzleramt tritt man nun
die Flucht nach vorn an und versucht
in bewährter Manier, die Panne in ei-
nen politischen Erfolg umzumünzen.
Die Tatsache, daß bei SPD und Grü-
nen nicht nur Minister und Abgeordne-
te sondern sogar Landräte und Bür-
germeister kleinster Kuhdörfer mei-
stens aus Pappe seien und eben kei-
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
|
ne teuren
Schauspieler, sei ein Be-
weis für "den eisernen Sparwillen der
Koalition."Bedenklicher
als der Pappauftritt
von Schröder, Fischer und dem inzwi-
schen in der politischen Versenkung
verschwundenen Lafontaine ist je-
doch etwas anderes. Wie durch den
Potemkingate-Skandal bekannt wur-
de, wurden alle damaligen Unter-
schriften von Unterschriftsautomaten
geleistet. Das Bundesverfassungs-
gericht hat sich auf Antrag der PDS
der Sache angenommen und deutet
schwerwiegende Konsequenzen an.
Im allerschönsten Juristendeutsch
erklärte es in einer vorab veröffent-
lichten Stellungnahme, daß "mit dem
hoheitlichen Akt der Unterschriftslei-
stung unter einen Koalitionsvertrag
die Regierungsgewalt auf die unter-
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
|
schriftsleistende
juristische Person"
übergehe. Und dies könne "im Einzel-
fall durchaus ein elektromechanischer
Gegenstand sein." Wir müssen uns
also wohl darauf einstellen, zukünftig
von Unterschriftsautomaten regiert zu
werden.weiter
Satireinhals
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
|