IMHO :-) Serie
 

Neue Denke

 

Die Parteienskandale zur Jahrtausendwende und ihre
Auswirkungen auf die bundesrepublikanische
Verfassungswirklichkeit. Von Prof. Dr. Eberhard Sauweich

Teil 2: Die Privatisierung der Parteien

Mittlerweile hat sich auch in den Be-
tonköpfen der verbohrtesten Altstalli-
nisten die Erkenntnis durchgesetzt,
daß staatlich gelenkte Regierungen
im Konzert der Global Player zu un-
effektiv sind. Langfristig werden nur
privatisierte Parteien und Regierun-
gen mithalten können.

Noch halten die Sozialdemokraten
an ihren sozialistischen Kinderträu-
men fest und glauben, eine Teilprivati-
sierung ihrer Partei sei zunächst aus-
reichend. Doch nach einem offenen
Brief der 40 reichsten Männer der
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Welt ("Wozu sind die Menschen bei
den Montagsdemonstrationen in Leip-
zig denn auf die Straße gegangen,
wenn nicht für die Freiheit?") beginnt
auch in der SPD ein Umdenken.

Die Grünen sind indessen schon
einen Schritt weiter. Nach dem Vor-
bild von Fußballvereinen wird man
sich in "1.PC (Politik Club) Umwelt"
umbennen. Das wirkt äußerst sportiv
und klingt außerdem irgendwie nach
Hightech. Langfristig planen die Grü-
nen, ihre Partei in eine AG umzuwan-
deln und dann mit einem Hersteller für

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Dinkelvollkornbrot zu fusionieren.

Zwar hängt die Privatisierung der
deutschen Legislative im internationa-
len Vergleich weit zurück. Doch die
Aufholjagd hat begonnen. Begünstigt
wird dieser Prozeß durch die vergan-
genen Parteienskandale, die gezeigt
haben, daß die herkömmlichen Par-
teien Dinosauriern gleichen: groß,
träge und zu effektiven Selbstreini-
gungsprozessen kaum in der Lage.

Tatsächlich schneiden die Wirt-
schaftsführer im Vergleich zu den
Verantwortungsträgern der Parteien
deutlich besser ab. Leistet sich ein
Manager nur den kleinsten Fehler, so
wird er sofort in den Ruhestand ge-
schickt und kann höchstens auf eine
Abfindung von 20 Millionen Mark hof-
fen. Dieses hohe Risiko führt dazu,
daß in der freien Wirtschaft Pannen

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so gut wie ausgeschlossen sind.

Sogar in der Hessen-CDU hat die
neue Denke Einzug gehalten. Scheu-
te man hier bis vor kurzem noch jede
Verquickung von Politik und Industrie,
erschallt nun der Ruf nach brutalst-
möglicher Privatisierung. Dazu prä-
sentiert man ein neues, weiblichen
Rundungen nachempfundenes CDU-
Logo, das auch im Bundesvorstand
der Christdemokraten breite Zustim-
mung findet.


Neues CDU-Logo: Ironisches Zitat

Selbst in der Frauenunion möchte
sich niemand dem Verdacht spießi-

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ger Altbackenheit aussetzen. Über
eine Sprecherin läßt frau verlauten,
das neue CDU-Logo sei "keines-
wegs sexistisch und frauenverach-
tend, sondern es zeige auf muntere
Weise, daß auch Frauen in der CDU
einen angemessener Platz zukommt".
Es sei außerdem ein ironisches Zitat
der Love-Parade.

Die politikverdrossene Jugend rea-
giert mit wachsendem Interesse auf
diese Veränderungen. Bekanntlich
registriert sie immer höchst sensibel,
ob sich eine Partei nur plump bei ihr
anbiedern will. Doch mit dem Titten-
Logo setzt die CDU endlich einmal
auf ein Thema, das die Jugendlichen
direkt angeht. Noch besser kommt
allerdings das neue FDP-Logo an,
welches einem Maschendrahtzaun
nachempfunden ist.

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So macht Politik wieder Spaß. Ob-
wohl im Bundestag immer noch ein
bißchen zuviel geredet und ein biß-
chen zuwenig getanzt wird. Schade
eigentlich.

In der nächsten Folge: Wechselt Bill Clinton
in der nächsten Saison in den Bundestag?
Das Bosman-Urteil und die Folgen

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