IMHO :-)  

Besinnlicher Film

An Vorschußlorbeeren hatte es nicht gefehlt. Doch dann brachte ein winziges Detail den Favoriten der Filmfestspiele von Cannes um seinen Erfolg.

Alles schien perfekt geplant. Rechtzeitig zu den Festspielen hatte Hollywoods Erfolgsregiesseur Newt Gingrich seinen aktuellen Streifen fertiggestellt: "Execution", die neue Todesstrafenkomödie über einen liebenswürdigen aber leicht vertrottelten Henker.

Doch schon im Vorfeld kam es zu ersten Querelen. Wegen einer eher kleinen Rolle, in der Sophia Loren, die Diva des itlienischen Films, eine alternde, wenngleich noch immer attraktive Scharfrichterin mimt, rief eine Gruppe junger belgischer Regiesseurinnen zum Boykott des Films auf. Ihre Kritik: "Hier wird der Eindruck erweckt, Frauen seien sanftere und rücksichtsvollere Henker als Männer. Diese überholten Geschlechterklischees sollten endgültig der Vergangenheit angehören. Wenn es nötig ist, können Frauen genau so brutal zupackend sein, wie es nötig ist!"

Gerade noch hatte die Festspielleitung diese Kritik mit Hinweis auf die künstlerische Freiheit unter Kontrolle gebracht, da kam es bei der Uraufführung des Films zu einem Eklat: In einer der wenigen Actionsequenzen dieses eher heiter besinnlichen Henkerfilms, zersplittert bei einer Verfolgungsjagd ein Motorradrückspiegel, und eine Scherbe davon bleibt im Auge eines zerschmetterten Schurken stecken. Dies hört sich zunächst sehr lustig an, jedoch hatte der Regiesseur übersehen, daß sich in der Scherbe für Sekundenbruchteile spiegelt, wie auf der gegenüberliegenden Straßenseite jemand seinen Hund tritt. Eine solche Brutalität in diesem ansonsten familienfreundlichen Film hatte niemand erwartet, und unter lauten Buh-Rufen verließ das sichtlich verstörte Publikum den Kinosaal. (An dieser Stelle des Artikels erreichte uns das obligatorische Beschwerde-Fax)

 

Hauptdarsteller Newt Gingrich wirkte hernach wie am Boden zerstört. Monatelang hatte sich der Perfektionist auf seine Rolle vorbereitet, für eine winzige Szene, in der er seiner Frau zum Muttertag einen Blumenstrauß überreicht, extra einen Volkshochschulkurs in Ikebana belegt. Und niemand hatte sich daran gestört, daß er stattdessen versehentlich den Kurs für Origami erwischt hatte und den bunten Frühlingsstrauß daher beim Überreichen als sorgfältig gefalteten Kabuto (Samurai-Helm) präsentierte. Für die zentrale Hinrichtungsszene des Films hatte er außerdem 20 Jahre lang im Schlachthof geschuftet.

Der Produzent Newt Gingrich zeigte sich auf der anschließenden Pressekonferenz mit versteinerter Stimme und tonloser Miene: "Wir wollten mit unserem Film für Executionen mit menschlichem Antlitz werben. Und wir wollten zeigen, wie zutiefst inhuman und einer zivilisierten Gesellschaft unwürdig die Arbeitsbedingungen für Henker immer noch sind. Außerdem ist im Zusammenhang mit Hinrichtungen immer nur von Sterben und Tod die Rede. Das kann doch keiner mehr hören! Aber das dabei auch viele lustige Sachen passieren und viel gelacht wird, davon spricht niemand!"

Obwohl er die Dinge für einen Filmproduzenten vielleicht etwas zu idealistisch sieht, möglicherweise wird der Zeitgeist diesem Mann recht geben. Denn vor allem in Amerika schreien immer mehr Menschen nach der Todesstrafe. Bis auf die Delinquenten; die schreien vorher.

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